Beitragvon Hans Gurtner » 05.12.2018, 14:15
Sehr werter Herr Zuchtmann.
Es ist doch nicht der Rede wert was wir für Ihr Weib taten. Bei so einem fleißigen Weib kann man schon einmal eine Ausnahme machen was den Speiseplan angeht, so auch die Schlafstätte.
Die Begrüßung der Buben im Kloster war wahrlich töfte. Wie sich der Schüler Georg Notbier in unterwürfiger Haltung an Sie heran bewegte und Ihren Mantelsaum küsste, hat selbst mich mächtig beeindruckt, da er bei anderen kein derlei Verhalten zeigt.
Er respektiert Sie also völlig, was selbst mir wieder Respekt abringt.
Was aber der Rede wert ist, ist eine ungewollte Lüge meinerseits. Ungewollt, da mich der Hansi Bub erst heute, nachdem ich ihm Ihren werten Brief vorlas, einweihte.
Ich schrieb, dass er kein Weib bräuchte, da er sich nicht mit schmutzigen Sechs belasten wolle. Natürlich will er das nicht meinte der Bub heute.
Er erklärte mir aber auch, dass er das garn nicht könne, selbst wenn er wollte, da er bei einem Fahrradunfall vor 10 Jahren seine Hoden verlor.
Der Fahrradunfall war mir bekannt, nur eben nicht die Tatsache, dass er dabei etwas verlor.
Er fuhr damals den Hügel zu unserem Hof hinab und da es gerade regnete griffen die Bremsen am Fahrrad nicht rechtzeitig. So fuhr der Bub ungebremst gegen die Stallwand, wobei es ihn nach vorne schleuderte, und er dabei mit dem Gehänge am Fahrradsattel hängen blieb, und sich die Hoden dabei so arg quetschte, dass sie heute unbrauchbar sind.
Ich bin sehr froh darüber, denn einige Jahre zweifelte ich, ob die ganzen Balgen die von den Mägden am Hof herumlaufen von den Knechten alleine sein. Heute bin ich aber beruhigt und weiß, mein Hansi Bub kann seine Hände in Unschuld waschen.
Den Knecht, also den Friedolin, würde ich Ihnen gerne einmal zur Züchtigung überlassen. Soll ich ihn hierzu im Keller an der Wand anketten, oder wollen Sie das lieber bei Tageslicht am Hof erledigen ?
Ihr Dienstweib muss ja ganz schon frech sein, wenn sie sich über die Befehle ihres Meisters und Brotgebers hinwegsetzt und jeden in das Haus lässt.
Ich habe mein Dienstweib welches für das Haus zuständig ist so abgerichtet, dass sie nur den Herrn Pfarrer, welchen sie auch persönlich kennt, in das Haus lässt. Sie ist da sehr verlässlich, da ich ihr dies mit dem Rohrstock eingebläut habe. Wenn sie diesen nur sieht zuckt sie zusammen und beginnt am ganzen Leib zu zittern.
Für den Lohn was die bekommen erwartet man auch, dass sie spuren. Schließlich kostet mich die Magd im Jahr 1 Paar neue Schuhe, ein Kleid, und 30 Europas, welche ich immer zu Lichtmess aus bezahle. Nebenbei haben sie auch noch den Schlafplatz und das Essen frei.
So verbleibe ich in der Hoffnung Sie am Sonntag wieder bei mir am Hof begrüßen zu dürfen, und studiere heute schon mit der Knechtschaft das Spalier Stehen mit der Mistgabel ein.
Auch vor Ihnen Spalierstehend und die Kappe ziehend. Hans Adam Gurtner.

Doch bitterer als der Tod, ist das Weib.